Freitag, 9. Juni 2017

Direktor Hüther und Sylke Tempel und deren „Erkenntnisse“

Jetzt muss ich mich doch noch mit den Aussagen von Hüther hier:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/deutschland-ist-die-soziale-marktwirtschaft-am-ende-a-1095061.html

befassen. Insbesondere auch deshalb, weil in der gestrigen Maybrit llner-Sendung die Politikwissenschaftlerin Sylke Tempel eine sehr interessante Aussage im Bezug auf die „Bildung“, auch insbesondere bei Terroristen getroffen hatte. „Weshalb gehen Extremisten diesen Weg, mit welcher Motivation tun sie das?!“
Hierbei kam es dann zu einem „Schlagabtausch“ mit Gabor Steingart:

https://www.zdf.de/politik/maybrit-illner/sylke-tempel-und-gabor-steingart-zu-terrorismus-ursachen-ideologie-und-oekonomie-sendung-vom-8-juni-2017-100.html

der richtigerweise eben auch auf die ökonomischen Faktoren hingewiesen hat.

Zuerst aber zu Direktor Hüther und seine Antwort auf die Spiegel-Online Frage:

[[SPIEGEL ONLINE: Sollten nicht - wie in den Niederlanden - Geringverdiener einen höheren Anteil ihres letzten Einkommens als Rente bekommen, Gutverdiener dafür einen niedrigeren?]]


[[Hüther: Das wäre ein Bruch mit dem bewährten Äquivalenzprinzip: Die Auszahlung richtet sich nach der Einzahlung. Für einen Systemwechsel zur steuerfinanzierten Grundrente - um die geht es dann nämlich - sehe ich keinen Bedarf.]]

Hier spricht Hüther von einem Bruch von etwas, dass es ja noch nie gegeben hat und überhaupt nicht gibt, als auch gar nicht „gebrochen werden kann“, nämlich die Äquivalenz = (v. lat.: aequus „gleich“ und valere „wert sein“, Gleichwertigkeit) innerhalb dieses von ihm vertretenen Systems!
So ist seine Aussage „die Auszahlung richtete sich nach der Einzahlung“ doch eine glatte Lüge. Diese Aussage trifft doch weder gleich, noch wertmäßig und schon gar nicht gleichwertig auf die Gesamtbevölkerung zu! Bei diesem Thema kann es also überhaupt nicht zu einem Bruch kommen, da es die Äquivalenz u. a. auch in diesem Bereich der Renten und Pensionen überhaupt nicht gibt!
Hier müsste man als Journalist einfach mal nachfragen: was haben Beamte, Abgeordnete, Professoren, Manager und Direktoren wie er in dieses System eingezahlt und was bekommen sie ausgezahlt. Und wer hat DAS eingezahlt, was dieser Personenkreis hinterher ausgezahlt bekommt?

Allerdings für noch viel interessanter halte ich diesen Part in dem Online-Interview:

[[
SPIEGEL ONLINE: So bleiben wir aber vom Ziel einer sozial homogeneren Gesellschaft wie in den Achtzigern weit entfernt.]]


[[Hüther: Sollte das überhaupt unser Ziel sein? Ungleichheit ist für eine Marktwirtschaft unabdingbar, es kommt auf das richtige Maß an.]]

Hier widerlegt sich Hüther im Bezug auf seine Aussage des Bruchs mit dem bewährten Äquivalenzprinzip selbst eindeutig! Es ist überhaupt nicht sein Ziel, eine Gleichwertigkeit, sprich Äquivalenz zu haben oder herzustellen! Also kann es auch überhaupt nicht zu einem Bruch dieses "Prinzips" kommen, wie er behauptet!

Damit komme ich dann zum (auch nur ideologischen?!) ewig wiederholten Lösungsansatz, nämlich der BILDUNG!

Dazu Hüther in diesem Interview:

[[
Hüther: Wenn es um den Ausbruch aus einer unteren Schicht geht, bringt es nichts, einfach Geld umzuverteilen. Wir müssen die spezifischen Probleme identifizieren und lösen. Ein Beispiel: Bildungsarmut führt zu Einkommensarmut. Was führt aber zu Bildungsarmut? Oft prekäre Verhältnisse im Elternhaus, das den Kindern nicht die Kompetenzen für erfolgreiche Bildung vermitteln kann.]]

Sylke Tempel bei Illner:

[[ Das hieß immer, diejenigen die sich der „Hamas“ (also einer von diversen Terrororganisationen, wie man diese definiert) anschließen, das sind die Frustrierten, das sind die ohne Perspektiven. Diejenigen, die Hamas geleitet haben, waren sehr gut ausgebildete Leute, mit sehr guten Jobs...usw.,, das waren Ideologen!]]
einfach den Link anklicken und anhören, was sie dazu alles sagt.

Fakt ist doch zudem, dass „wir“ inzwischen ein Bildungswissen haben, wie es dieses noch niemals in der Geschichte gab!

Bildung kann demnach gar nicht die Lösung sein, wenn diese für die Äquivalenz notwendig wäre!
Denn trotz oder wie Sylke Tempel meint, gerade wegen der gebildeten Terroristen hat sich die Ungleichheit (wenn evtl. wie Hüther meint NICHT vergrößert) zumindest auch dadurch NICHT verringert!

Wenn es sich also um ideologische Varianten bei der Ursache des Terrors handelt, dann müsste man sich doch primär die Frage stellen, wie es zu derartigen Ideologien kommt, was die Ursache dafür ist, dass
gebildete Menschen aus diesem doch – laut Hüther – so grandiosem System nicht nur aussteigen (wollen), sondern es auch bekämpfen?!!!

Es handelt sich demnach also um einen „Krieg“ der Ideologien =(französisch
idéologie; zu griechisch ἰδέα idéa „Idee“ und λόγος lógos „Lehre“, „Wissenschaft“ – eigentlich „Ideenlehre“)[1] steht im weiteren Sinne bildungssprachlich für Weltanschauung.

Und was anderes als eine (wenn auch andere, anders geartete) Ideologie vertreten Hüther und Tempel?!
Allerdings mit dem festen Glauben, dass „ihre“ Ideologie die bessere wäre! Dies ist auch die "Idelogie des Westens"! Zu glauben, nur "wir" hätten die "wahre Ideologie" für die gesamte Menschheit und Welt (Globalisierung der Ideologie?!)! Welche man eben zur Friedensstiftung mit Waffengewalt verbreiten muss! Und dann wundert man sich, dass es weltweit Terror (von auch gebildeten Menschen) gibt?! (Diese Art der) Bildung demnach auch NICHT die Lösung ist und sein kann! Also müsste man sich um die/eine "wahre" (Lebens)Bildung bemühen!

Um es mit Hüthers Worten zu sagen: "Sollte das überhaupt das Ziel sein?!"

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Kroiß.

Die Aussage von Frau Tempel ist für mich nicht unerwartet. Es gibt wohl zwei verschiedene ideologische Varianten bei den Terroristen. Zuerst sind da einmal die Gebildeten, die feststellen müssen, dass sie mit ihren Vorstellungen nichts werden ändern können. Alleine schon deshalb, weil die Macht für Veränderungen bei immer den gleichen Gruppen liegen. Und dann sind diejenigen, welche unbedingt Änderungen durchsetzen wollen, dazu gezwungen, dies in terroristischen Aktionen zu verwirklichen zu suchen.

Und dafür brauchen sie die Menschen, die sie dafür missbrauchen können, ihnen zu helfen, ihre Ideologie durchzusetzen. Das sind die nicht oder ungenügend Gebildeten. Die kann man mit religiösen Vorstellungen zu Kämpfern und Attentätern verleiten.

Bei uns werden die möglichen Ideologen sehr früh mit Bildung und Geld meist genügend ausgestattet, sodass sie vom Konsum verführt werden können. Diese Möglichkeit ist in den arabischen Ländern noch nicht ausreichend gegeben, sodass es dort, genauso wie in den afrikanischen Ländern eher nicht gegeben ist, dem Konsum zu erliegen.

Zu Hüther ist zu sagen, dass er genau weiß, was er mitteilt. Er nimmt die Frage natürlich wörtlich und bezieht sich ausschließlich auf die Rente. Die Pensionen lässt er einfach außen vor. Das liegt aber auch an der fragenden Person.

Für die Wirtschaft ist es wichtig, dass die Menschen unterschiedlich verdienen. Nur dies erhöht die Leistungsbereitschaft und auch die Sorge, noch mehr vom Durchschnitt abzufallen. Alles Kalkül. Man kann doch feststellen, wer nicht so viel verdient, möchte aber trotzdem mit den höher verdienen mithalten und ist eher bereit mehr auszugeben, wie er verkraften kann. Diejenigen, die genug Geld haben, gehen meist sorgsamer damit um. Also ist es im Sinne der Wirtschaft, immer mehr Menschen kleiner zu halten.

Mit freundlichen Grüßen

Walter Neumann